

Onkologische Rehabilitation (OR) - Was kann diese wie bewirken?
Physiotherapie und sportwissenschaftliche Betreuung
Das Training und die Bewegung über drei Wochen kann Symptome wie Schmerzen des Bewegungsapparates, Inkontinenz und Erschöpfung reduzieren und auch die Leistungsfähigkeit steigern.
Gelingt dies, wird gleichzeitig wieder mehr Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten gewonnen und die Widerstandsfähigkeit („Resilienz“) verbessert.
Psychoonkologische Betreuung
Die psychoonkologische Betreuung wird immer besser flächendeckend in der onkologischen Akutsituation angeboten. Wir gehen davon aus, dass eine psychoonkologische Unterstützung die Lebensqualität verbessern kann, auch wenn sie „nur“ drei Wochen dauert (siehe Abbildung).
Die Angst des Wiederauftretens der Krebserkrankung stellt sehr häufig eine große psychische Belastung dar. Gemeinsam werden Strategien entwickelt, um mit dieser häufig dauernd im Hinterkopf sitzenden Belastung, insbesondere vor den Nachsorgeuntersuchungen, umzugehen.
Die Abbildung zeigt den Langzeitverlauf von Symptomen bis sechs Monate nach dem Aufenthalt. Anhand der Symptome Angst und Depression, sieht man bereits nach drei Wochen beeindruckende Ergebnisse. Dieser Effekt ist auch nach sechs Monaten immer noch vorhanden. Der Therapieeffekt ist daher keine Eintagsfliege und verschwindet demnach nicht sofort nach dem Zurück in den Alltag.

Die psychoonkologische Betreuung ist jedoch ein Bereich, der von vielen Gästen nicht oder nur ungern angenommen wird. Wenn wir z.B. unsere Erfahrungen auswerten, sehen wir, dass ältere Menschen (> 75 Jahre) dieselben Belastungen aufweisen wie jüngere. Gleichzeitig geben sie jedoch viel seltener an, in diesem Bereich Hilfe annehmen zu wollen. Nützen sie jedoch die Gespräche, profitieren sie im selben Ausmaß wie junge Menschen. Daher ergeht auch hier eine Bitte an Sie, nämlich offen zu sein für unsere Erfahrungen und Empfehlungen und vielleicht etwas Neues zu probieren.
Schulungen und Beratung
Die dritte Säule der Therapien umfasst die Bereitstellung von Information in den verschiedensten Bereichen, wie z.B. Ernährung und Lebensstiländerung. Es mag eigenartig erscheinen, dass wir in der Rehabilitation Vorträge halten, wo Sie doch zumeist schon viele Gespräche geführt und viel erlebt haben und sich in Bezug auf Ernährung auch sicher gut auskennen.
Es hat sich aber gezeigt, dass diese Schulungen von unseren Gästen sehr gut angenommen und als hilfreich empfunden werden. Während der Akutbehandlung stellen die Betroffenen viele Fragen gar nicht oder diese tauchen erst später auf. 92% der Gäste haben z. B. Fragen zum Thema Ernährung.
Warum ist das ein wichtiges Thema und was können Schulungen bewirken? Was die Raucherentwöhnung beim Lungenkrebs ist, ist die Gewichtsreduktion z.B. beim Mammakarzinom. Mittels ambulanter Ernährungsberatung (anfangs einmal im Monat, später alle drei Monate) über längere Zeit, konnten Frauen nach einem (hormonrezeptor-abhängigen und auch -unabhängigen) Brustkrebs eine mediane (durchschnittliche) Gewichtsreduktion von 3 kg erreichen (in der Kontrollgruppe wurde eine Gewichtszunahme beobachtet). In weiterer Folge sank die Rate des Wiederauftretens der Krebserkrankung in der Beratungsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe in einem sehr großen Ausmaß. Aus diesem Grund wird die Ernährungsberatung in der Rehabilitation angeboten (und wird durch die Sozialversicherung auch empfohlen). Für mich ist diese Beobachtung sehr wichtig, es spricht für eine Betreuung im Sinne eines langfristigen Coachings (nicht nur als einmaliger Vortrag oder einmaliges Beratungsgespräch).
Es hat sich leider auch gezeigt, dass Hilfestellungen, z.B. soziale Unterstützungsmöglichkeiten, sehr häufig nicht in Anspruch genommen werden, dass das Wissen z.B. zum erhöhten Kündigungsschutz nicht vorhanden ist. Daher gibt es bei uns auch Informationen zur sozialen (und auch finanziellen) Unterstützung.
All diese beschriebenen Erfahrungen haben dazu geführt, dass es in Österreich mittlerweile neun Einrichtungen gibt, die stationäre onkologische Rehabilitation anbieten. In den Ballungszentren gibt es auch ambulante Einrichtungen. Mehr Informationen dazu können auf der Website des Österreichischen Rehabilitationskompass gefunden werden. (rehakompass.goeg.at).
Dies kann aber nur der Beginn einer Reihe von Maßnahmen sein, ein Schub an Motivation für Betroffene, hier erlernte, gesehene Maßnahmen weiterzuführen und in den Alltag zu integrieren.
Denn nach einigen Jahren Praxis können wir sagen, dass eine Behandlung über drei Wochen ein Tropfen auf den heißen Stein sein kann. Wenn die Behandlungen über den Aufenthalt fortgesetzt werden, kann der Tropfen den Stein aber aushöhlen!