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Dr. Wolfgang Rohrbacher 22.10.2025

Medizinische Tätowierung

Medizinische Tätowierungen sind mehr als Farbe unter der Haut: Sie können Leben retten, bei Therapien helfen und nach Operationen oder Verletzungen ein Stückchen Normalität zurückgeben und damit die Lebensqualität verbessern.

Wie bei den klassischen Schmucktätowierungen, die seit Jahrtausenden weltweit angewendet wurden, besteht auch bei modernen medizinischen Tätowierungen das Grundprinzip in dem Einbringen von Farbpigmenten in die zweite Hautschicht (Dermis) mittels feiner Nadeln. Moderne Tätowiermaschinen bewegen die Nadeln mit hoher Geschwindigkeit in der Art einer Nähmaschine auf und ab, welche nach dem Eintauchen in speziell hergestellte medizinische Farben in die Haut gestochen werden. Dabei bleibt Farbe in den kleinen Stichkanälen zurück, die in der Dermis von körpereigenen Zellen umschlossen und dadurch dauerhaft in der Haut fixiert bleibt. Im Rahmen der Wundheilung werden die winzigen Stichkanäle rasch verschlossen, die behandelten Flächen ähneln einer oberflächlichen Schürfwunde, die in der Regel nach wenigen Tagen abheilt.

Die Hauptanwendungsgebiete für medizinische Tätowierungen bestehen in Pigmentierungen nach Operationen. Nach einer Brustoperation, wie zum Beispiel nach einer Krebserkrankung können operativ entfernte Brustwarzen und Warzenhof durch eine Tätowierung sehr natürlich nachgebildet werden. Auch auffällige Narben lassen sich mit einer Camouflage -Tätowierung unauffälliger gestalten. Neben den rekonstruktiven Anwendungen bei Narben, Lippen- oder Augenbrauenkorrekturen z.B. nach Operationen und Verbrennungen wie auch Haarverlust reicht das breite Behandlungsspektrum medizinischer Tätowierungen in den kosmetischen Bereich in Form von Permanent Make Up.

Notfallhinweise mittels Tätowierung können sogar Leben retten. Manche Menschen lassen sich eine kleine Tätowierung z.B am Handgelenk stechen, die auf eine chronische Erkrankung wie Diabetes oder eine wichtige medizinische Information wie die Blutgruppe hinweist. So können Rettungskräfte im Ernstfall sofort reagieren – auch wenn kein Ausweis oder Armband dabei sind.

Nicht zuletzt sind Markierungen für diverse Therapien ein weiteres Anwendungsgebiet medizinischer Tätowierungen wie z.B in der Krebsmedizin. Um eine Strahlentherapie exakt durchführen zu können werden winzige Orientierungspunkte tätowiert, die kaum sichtbar aber für die Behandlung sehr wichtig sein können.

Wie bei jeder Tätowierung können, wenn auch sehr selten, Infektionen oder allergische Reaktionen auftreten. Deshalb sollte eine medizinische Tätowierung immer von Fachleuten, idealerweise von speziell geschulten Ärzt:innen durchgeführt werden, die mit den Hygienestandards vertraut sind. Farben müssen zugelassen und hautverträglich sein – bei medizinischen Tätowierungen wird hier besonders streng geachtet.

Die Behandlung wie z.B. die Wiederherstellung des braun pigmentierten Brustwarzenhofes nach Brustkrebsoperation kann sehr schonend und schmerzlos unter lokaler Betäubung durchgeführt werden, die Berufsausübung muss danach nicht unterbrochen werden. Direkt nach der Tätowierung wird die Haut gereinigt und nach Auftragen einer Heilsalbe mit einer sterilen Folie abgedeckt um das Areal vor Schmutz, Reibung und Keimen zu schützen. In der Regel beruhigt sich die irritierte Haut nach wenigen Tagen und es genügt dann eine offene Behandlung unter täglichem Auftragen der Heilsalbe um Schorf und Hauschüppchen rasch abfallen zu lassen.

Medizinische Tätowierungen verbinden Funktionalität und Ästhetik. Sie können Leben retten, medizinische Behandlungen unterstützen und Patient:innen ein Stück Normalität zurückgeben.

Autor:
OA Dr. med. univ. Wolfgang Rohrbacher
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
https://www.rohrbacher.at/