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Birgit Göttlich 27.03.2024

Mut, Hoffnung und ein neues Kapitel: birgit_goettlich teilt die Geschichte ihres herausfordernden Lebensweges und ihren inspirierenden Umgang damit

Krebs kennt kein Alter und macht keine Pause. Deshalb tastet euch regelmäßig ab und geht zur Früherkennung, denn je eher man Krebs erkennt, umso besser sind die Heilungschancen. Allen, die gerade mit einer Krebserkrankung konfrontiert sind, wünsche ich viel Kraft und Zuversicht. Ein erfülltes Leben nach der Diagnose ist möglich, und jeder Schritt der Behandlung zählt.

Hallo, ich bin Birgit und erhielt im Dezember 2006 meine Erstdiagnose. Das war fünf Jahre nachdem mein damals 3-jähriger Sohn an Krebs verstorben war. Als ich Auffälligkeiten an der linken Brustwarze bemerkte, war ich gerade mit meinem dritten Kind im 6. Monat schwanger. Es lief Flüssigkeit aus und ständig bildete sich eine Kruste. Man schickte mich zum Hautarzt, wo nach Untersuchung und Abstrich ein Mamillenekzem und eine Pigmentstörung diagnostiziert wurden. Zur Lokaltherapie bekam ich verschiedene Salben, die natürlich nichts brachten. Als mein Baby dann da war, hatte ich beim Stillen wieder diese schon bekannten Probleme, aber die Krankenpflegerinnen in der Klinik und auch die Hebamme beruhigten mich. Alle sagten, das käme vom Stillen und ich verließ mich darauf. Auch diesmal dachte niemand an Krebs.

Kurz vor Weihnachten suchte ich meine Frauenärztin zur regelmäßigen Routineuntersuchung auf. Sie ertastete etwas in der Brust. Nach Ultraschall, Mammographie und Biopsie erhielt ich schließlich im Alter von 36 Jahren die Diagnose Brustkrebs Her 2 neu 3+. Mein erster Gedanke war: "Werde ich jetzt auch sterben?"

Zwei Wochen später begann das Staging, ich bekam meinen Port und wurde brusterhaltend operiert. Mit dem Tumor wurden 16 Lymphknoten und eine Lymphknotenmetastase entfernt. Es folgten eine adjuvante und eine orale Chemotherapie (Tabletten). Man versetzte mich in künstliche Wechseljahre und ich erhielt eine Strahlentherapie der Restbrust über 7 Wochen. Zusätzlich bekam ich ein Jahr lang Antikörper und eine Antihormontherapie über fünf Jahre.

Meine Kinder gaben mir die Kraft zu kämpfen, denn ich wollte sie natürlich aufwachsen sehen. Ich setzte mir kleine Ziele und hoffte immer, dass ich all die Dinge noch miterleben werde, die im Laufe der Kindheit meiner Kinder anstehen. Ich war Teilnehmerin einer Studie und ging regelmäßig zu allen Nachsorgeuntersuchungen. Im November 2011, fast 5 Jahre nach der Erstdiagnose, dann der Schock. Bei der jährlichen Mammographie wurde ein Rezidiv entdeckt. Es entpuppte sich als DCIS und ich kam diesmal mit OP und weiteren fünf Jahren Aromatasehemmer davon. Das hat mir einmal mehr gezeigt, dass jeder Tag ein Geschenk ist.

Anfangs war es schwer für mich zu akzeptieren, dass ich nicht mehr so funktioniere wie vor der Erkrankung. Als Rentnerin mit Spätfolgen wie Fatigue, Herzinsuffizienz, Wortfindungsstörungen, Problemen mit dem Kurzzeitgedächtnis, Lymphödem, Angststörung wünschte ich mir mein altes Leben zurück.

Mittlerweile habe ich mich mit dem Leben nach dem Krebs arrangiert, neue Prioritäten gesetzt und sehe vieles aus einem anderen Blickwinkel. Ich gönne mir Pausen, wenn es nötig ist und der Haushalt kann auch mal warten. Ich freue mich an kleinen Dingen und machbare Wünsche erfülle ich mir einfach.

Auf meinem Instagram-Account birgit_goettlich berichte ich über mein Leben als verwaiste Mama und meine überstandenen Brustkrebserkrankungen. Damit möchte ich anderen Betroffenen Mut machen und das Thema Krebs aus der Tabuzone holen. Durch die tolle Brustkrebs-Community auf Instagram findet man immer ein offenes Ohr und kann sich gegenseitig unterstützen.

Ich gehe regelmäßig zur Krebsvorsorge und einmal jährlich zur Mammographie. Die Angst vor Nachsorgeterminen, einem weiteren Rezidiv, Metastasen oder dem Tod ist zwar da, aber ich versuche ihr nicht zu viel Raum zu geben. Vor solchen Tagen hilft mir Ablenkung, wie z. b. spazieren gehen, puzzeln, rätseln, zeichnen, lesen oder meine Lieblingsmusik hören.🎶

Nächsten Monat darf ich meinen 54. Geburtstag feiern. Meine Erstdiagnose liegt inzwischen  17 und mein Rezidiv 12 Jahre zurück. Meine Mädels werden in diesem Jahr 28 und 18 Jahre alt und ich kann es manchmal gar nicht glauben, dass ich es so weit geschafft habe.